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Design und Kunst: Ist das nicht dasselbe?

  • create3920
  • 12. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Aug.



Auf den ersten Blick scheinen Design und Kunst sehr ähnlich zu sein.

Beide arbeiten mit Form, Farbe, Komposition und Emotion. Beide können berühren, irritieren, begeistern oder zum Nachdenken bringen. Doch trotz dieser Gemeinsamkeiten sind Design und Kunst nicht dasselbe. Sie folgen unterschiedlichen Spielregeln.


Was beide gemeinsam haben

Es ist kein Zufall, dass Design und Kunst oft in einem Atemzug genannt werden, denn sie bedienen sich ähnlicher „Werkzeuge“:

  • Form und Farbe: visuelle Gestaltung, Ästhetik und Kontraste gekonnt einsetzen

  • Emotion: Freude, Spannung, Irritation oder Staunen hervorrufen

  • Kreativität: etwas Neues schaffen oder Bestehendes neu zu interpretieren

Doch während Kunst oft frei von praktischen Zwängen ist, steht Design immer in einem funktionalen Kontext. Und genau hier beginnt die Unterscheidung.


Unterschied 1: Der Zweck

Kunst fragt: „Was will ich ausdrücken?“. Sie kann politisch sein, emotional, verstörend, wunderschön oder schwer zu greifen. Sie darf existieren, ohne „nützlich“ zu sein – ihr Wert liegt in der Wirkung, nicht in der Funktion.


Design fragt: „Was soll dieses Produkt leisten?“. Egal ob Grafikdesign, Produktdesign oder UX Design - es gibt ein klares Ziel: ein Problem lösen, einen Prozess unterstützen oder einen Nutzen schaffen.


Unterschied 2: Die Bewertung

Kunst wird subjektiv bewertet:

  • Welche Gedanken löst das Werk aus?

  • Welche Emotionen entstehen?

  • Wie interpretiere ich es?

Es gibt keine „falsche“ Interpretation und ein Werk kann für verschiedene Menschen völlig unterschiedliche Bedeutungen haben.


Design wird stärker objektiv bewertet:

  • Erfüllt es seinen Zweck?

  • Ist es benutzbar und verständlich?

  • Passt es zur Zielgruppe?

Natürlich kann Design auch Geschmackssache sein, doch in erster Linie wird es an seiner Funktionalität und Wirksamkeit gemessen.


Unterschied 3: Die Zielgruppe

Kunst kann völlig unabhängig von einer Zielgruppe entstehen, zum Beispiel aus einem inneren Drang oder aus Lust am Ausdruck.


Design hingegen existiert immer für jemanden:

  • Grafikdesign richtet sich an eine bestimmte Leserschaft oder Kundengruppe.

  • Produktdesign zielt auf die Bedürfnisse einer klar definierten Nutzergruppe ab.

  • UX-Design basiert auf Nutzungsgewohnheiten und Erwartungen.

Ohne Zielgruppe gibt es im Design keine Orientierung, und damit kein „gutes“ Design im professionellen Sinne.


Ein praktisches Beispiel: Dieter Rams und Braun

Der deutsche Designer Dieter Rams prägte jahrzehntelang das Industriedesign von Braun. Seine Radios, Rasierer und Wecker aus den 1960er bis 80er Jahren sind heute Ikonen. Rams’ Philosophie lautet:


„Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.“


Das bedeutet: klare Linien, zurückhaltende Farbgebung, intuitive Bedienung und keine überflüssige Dekoration. Seine Entwürfe sollten funktional, langlebig und verständlich sein. Ironischerweise stehen viele dieser Alltagsprodukte heute in Museen. Nicht weil sie als Kunst gedacht waren, sondern weil sie Design in seiner reinsten Form verkörpern.


Fazit: Design und Kunst sind verwandt, aber nicht gleich

Design ist nicht gleich Kunst, auch wenn es oft von künstlerischem Denken profitiert.

Es ist zielgerichtet, zweckorientiert und an die Bedürfnisse einer Zielgruppe gebunden.

Kunst hingegen ist frei, zweckunabhängig und lebt von individueller Interpretation.

Und doch: Manchmal schafft es Design, so perfekt zu funktionieren und gleichzeitig so ästhetisch zu sein, dass es selbst ein Stück weit Kunst wird.

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